FSP101-ATLAS

Der BMBF-Forschungsschwerpunkt FSP-101 Physik an der Teraskala mit ATLAS am LHC ist ein deutsches Forschungsnetzwerk aus fünfzehn Institutionen:

Universitäten Berlin (HU), Bonn, Dortmund, Dresden, Freiburg, Gießen, Göttingen, Heidelberg, Mainz, München (LMU), Siegen, Wuppertal, Würzburg, MPI für Physik München, DESY.

Forschungsschwerpunkt  ist die Elementarteilchenphysik am Large Hadron Collider (LHC) am CERN, Genf mit dem ATLAS Detektor.

Bau des ATLAS-Detektors, Foto: CERN

Wichtige Informationen zum ATLAS-Detektor

  • Größe: 46 Meter lang, 25 Meter Durchmesser
  • Gewicht: 7 000 Tonnen
  • Standort: Meyrin, Schweiz
  • ATLAS-Kollaboration: Mehr als 3200 Mitarbeiter aus 38 Ländern

 

Deutsche Beiträge zum ATLAS-Experiment

Trigger, Pixeldetektor, Toroid-Magnet, Flüssig-Argon-Kalorimeter, Myon-Spektrometer, Mikrostreifen-Detektor, Vorwärts-Detektor, Datennahme, Datenanalyse


Neueste Meldungen

Neuigkeiten vom FSP 101 ATLAS.

ATLAS setzt Grenzen auf anomale quartische Kopplungen

Das ATLAS-Experiment hat die simultane Produktion dreier Eichbosonen im Wγγ-Endzustand beobachtet und Grenzen auf die Stärke der Vier-Boson-Kopplung WWγγ gesetzt. Drei-Boson-Produktionsprozesse erlauben Rückschlüsse auf die Kopplung der elektroschwachen Eichbosonen untereinander und ermöglichen damit einen Blick auf einen zentralen Aspekt des elektroschwachen Sektors des Standardmodells. Zusammen mit der niedrigen Produktionsrate, die eine Messung dieser Prozesse erst am LHC möglich macht, bieten Drei-Boson-Produktionsprozesse ein Fenster in einen Bereich des Standardmodells, der bisher nur wenig experimentell überprüft werden konnte.

Die Herausforderung der Messung des Wirkungsquerschnitts der Wγγ-Produktion ist die Trennung der Signalereignisse vom Untergrund. Dabei erschwert die niedrige Produktionsrate des Signalprozesses und die Präsenz von deutlich häufiger auftretenden Untergrundereignissen mit experimentell ähnlicher Signatur diese Aufgabe enorm. Die invariante Masse der beiden Photonen, mγγ, in Ereignissen, die im pp → W(μν)γγ + X Kanal selektiert werden, ist im Schaubild zu sehen; es zeigt die gemessenen Daten im Vergleich zur erwarteten Summe der Ereignisse von Untergrundprozessen und der Vorhersage des Standardmodells für die Wγγ-Produktion. Aus dem Ergebnis ermittelt sich der Wirkungsquerschnitt der Wγγ-Produktion.
 
Die Daten wurden auch benutzt, um Ausschlussgrenzen auf mögliche Abweichungen der WWγγ-Vier-Boson-Kopplung von der Vorhersage des Standardmodells zu setzen. Solche Abweichungen könnten auf die Existenz neuer physikalischer Phänomene jenseits des Standardmodells hinweisen. Dabei wird erwartet, dass potentiell neue Beiträge zur Wγγ-Produktion insbesondere bei grossen Werten der invarianten Zwei-Photonmasse, mγγ, auftreten. Als Ergebnis der Analyse ergibt sich, dass die resultierenden Ausschlussgrenzen auf anomale Beiträge zur WWγγ-Kopplung allesamt mit Null verträglich sind. Damit wird das Standardmodell durch eine weitere Messung, die einen bisher wenig getesteten Aspekt beleuchtet, bestätigt.
 
Die Resultate der ATLAS-Analyse bei einer LHC-Schwerpunktsenergie von 8 TeV wurden im März bei Physical Review Letters eingereicht [arXiv:1503.03243]. Im Frühjahr wurde die Analyse ausserdem auf der Konferenz "Rencontres de Moriond" und der Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Wuppertal vorgestellt.
 
Die Arbeiten an der Analyse wurden im Jahr 2012 an der Universität Heidelberg und der Université de Genève begonnen und jetzt abgeschlossen. Zusätzlich beteiligt waren auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler anderer Institute, insbesondere der Duke University, der Universität Paris-Saclay und des Argonne National Laboratory.

 

Invariante Zwei-Photonen-Masse für selektierte pp → W γ γ → μνγγ Ereignisse. Die schraffierte Fläche zeigt die kombinierten systematischen und statistischen Unsicherheiten der Untergrundabschätzung.

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ATLAS Thesis Award 2014 für Marcus Morgenstern

Marcus Morgenstern wird als einer von sechs Preisträgern mit dem ATLAS Thesis Award ausgezeichnet. Mit diesem jährlich vergebenen Preis werden herausragende Doktorarbeiten in der Analyse physikalischer Fragestellungen oder zu wichtigen Beiträgen beim Betrieb und Verständnis des ATLAS-Detektors ausgezeichnet. Eingegangen waren 28 Nominierungen.

Preisträger Marcus Morgenstern

Marcus Morgenstern hat seine Doktorarbeit mit dem Titel "Search for heavy resonances decaying into the fully hadronic di-tau final state"  an der Technischen Universität Dresden in der Gruppe von Prof. Arno Straessner erstellt. Nach seiner Promotion war er im IT-Consulting tätig und ist seit November 2014 CERN-Fellow. Er arbeitet zur Zeit in der Strahlenschutz-Gruppe des CERN am Aufbau des neuen Linearbeschleunigers LINAC4 und der Ionenstrahl-Anlage ISOLDE.
 
In seiner Promotionsarbeit hat Marcus Morgenstern hadronisch zerfallende Tau-Lepton-Paare analysiert und damit nach neutralen Higgs-Bosonen im Minimalen Supersymmetrischen Standardmodell (MSSM) und nach schweren Z0-Bosonen gesucht. Bei der Auswertung der ATLAS-Daten wurden zwar keine signikanten Abweichungen der Daten vom erwarteten Standardmodell-Untergrund nachgewiesen, aber neue Ausschlussgrenzen auf supersymmetrische Modellparameter und auf Massen der Z0-Bosonen ermittelt. Marcus Morgenstern hat dabei eine neue Methode zur Bestimmung des dominierenden Jet-Untergrunds aus QCDProzessen entwickelt. Mit Hilfe von ausgewählten Datensätzen gelang es ihm, die Tau-Fehlerkennungsrate in der Signalregion mit verringerten systematischen Unsicherheiten zu bestimmen. Damit konnte die erwartete Signal-Signikanz für schwere Higgs- und Z'-Bosonen im hadronischen Tau-Paar-Kanal stark verbessert werden. Die beiden ATLAS-Analysen sind mittlerweile publiziert (JHEP 11 (2014) 056) oder als Konferenzbeitrag veröffentlicht (ATLAS-CONF-2013-108).
 
Marcus Morgenstern war bereits während seiner Promotionszeit Co-Convener der ATLAS Analysegruppe für die Suche nach neutralen MSSM-Higgs-Bosonen. Zudem hat er kontinuierlich zur Verbesserung des Software-Triggers für hadronische Tau-Zerfälle mit multivariaten Methoden und zur Untergrundabschätzung hadronischer Tau-Zerfälle beigetragen. Dies war ein grundlegender Beitrag zur ersten Beobachtung des Zerfalls des 125 GeV Higgs-Bosons in Tau-Paare (ATLAS-CONF-2013-108,
arXiv:1501.04943[hep-ex]).
 
Marcus Morgenstern erhält diesen Preis zusammen mit den Doktoranden Andrew Chisholm, University of Birmingham, Kun Liu, Université Pierre-et-Marie-Curie (Paris VI), Priscilla Pani, Universiteit van Amsterdam, Dennis Perepelitsa, Columbia University und James Saxon, University of Pennsylvania. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, den 19. Februar 2015, während der  ATLAS Kollaborationswoche am CERN statt.
Newsflash_Thesis_Award_2014_Marcus_Morgenstern.pdf

 

IUPAP Young Scientists Prize 2014 für Kerstin Tackmann

Kerstin Tackmann (DESY) wurde der "IUPAP young scientists prize 2014 on experimenal high energy physics" für ihre herausragenden Beiträge zur aktuellen Elementarteilchenphysik, insbesondere zur Entdeckung des Higgs-Bosons durch die Analyse seines Photon-Photon-Zerfalls im ATLAS-Experiment zuerkannt. Der Preis wurde am Mittwoch, den 9.7. auf der ICHEP-Konferenz in Valencia verliehen.

Dr. Kerstin Tackmann

Kerstin Tackmann, geboren 1978, studierte Physik in Dresden und schloss dort 2004 mit dem Diplom ab. Sie promovierte 2008 an der University of California in Berkeley. Während eines Postdoc-Aufenthalts am CERN in Genf schloss sie sich der ATLAS-Kollaboration am LHC an. Seit 2011 leitet sie eine Helmholtz-Nachwuchsgruppe am DESY. Mit ihrer Gruppe arbeitet sie an der Suche und jetzt an der Vermessung des Higgs-Bosons und beteiligt sich an Entwicklungen zum Ausbau des ATLAS-Detektors.
 
Der Zwei-Photon Zerfall des Higgs-Bosons eignete sich auf Grund seiner klaren Signatur besonders gut zur Entdeckung des Higgs-Bosons und kann nun dazu genutzt werden, die Eigenschaften des Higgs-Bosons, wie die Masse und die Kopplungen mit hoher Genauigkeit zu bestimmen. Eine wesentliche Herausforderung liegt in der Identifikation von Photonen. Photonen müssen mit hoher und gut bekannter Effizienz von einem riesigen Untergrund, z.B. von isolierten π0-Mesonen abgetrennt werden.
 
So gelang es, unter signifikanter Mitarbeit ihrer Gruppe, die systematische Unsicherheit der Identifikationseffizienz in den letzten zwei Jahren um einen Faktor zehn zu reduzieren.
 
Die IUPAP (International Union of Pure and Applied Physics) zeichnet mit dem Preis alle zwei Jahre je einen jungen theoretischen und experimentellen Teilchenphysiker aus. Mit Kerstin Tackmann wurde eine Physikerin ausgezeichnet, die durch unermüdliche Arbeit an den experimentellen Grundlagen zur Entdeckung und zur Vermessung des Higgs-Bosons wesentlich beigetragen hat. Der Theoriepreis geht an Claude Duhr aus Durham.
 
 
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Erste Evidenz für Streuung von W-Bosonen

Als erstes Experiment weltweit hat ATLAS die elektroschwache W± W± jj Produktion beobachtet, die vom Streuprozess gleich geladener W-Bosonen W± W± → W± W± dominiert wird. Mit einer Signifikanz von mehr als drei Standardabweichungen ist dies damit auch die erste Beobachtung eines Prozesses, der die vom Standardmodell vorhergesagte direkte Kopplung von vier Eichbosonen (γ, W oder Z) in einem einzigen Vertex beinhaltet. Die über die Zerfälle der W-Bosonen in Elektronen und Myonen gemessene Reaktionsrate stimmt sehr gut mit der Standardmodellvorhersage überein. Mit 18 beobachteten Streuereignissen, entsprechend einem Wirkungsquerschnitt von ungefähr 1 fb, ist dieser Prozess noch wesentlich seltener als die Rate der bisher beobachteten Higgs-Boson-Zerfälle in ATLAS.

Ein Kandidat für W±W± → W±W± Streuung im ATLAS Experiment

Die Analyse wurde vor zwei Jahren als deutsch-amerikanische Initiative ins Leben gerufen, wobei Mitarbeiter/innen des Institus für Kern- und Teilchenphysik der TU Dresden als größte beteiligte ATLAS-Arbeitsgruppe erfolgreich mit Kolleg/inn/en, insbesondere aus Berkeley, Michigan und Brookhaven, zusammenarbeiteten. Unentbehrlich war dabei auch die Unterstützung durch mehrere von deutschen Theoretikern entwickelten Monte-Carlo-Ereignisgeneratoren.
Die Messung der W-Boson-Streuung war eine der Hauptmotivationen zum Bau des Large Hadron Colliders am CERN und wird für die ab 2015 erwartete Datennahme bei höherer Schwerpunktsenergie eine zentrale Rolle spielen. Dieser Streuprozess wird durch die Anwesenheit des Higgs-Bosons beeinflußt, das nach Vorhersage des Standardmodells die Streuwahrscheinlichkeit so vermindert, dass die Theorie konsistent bleibt. Mit den LHC-Daten bei einer Schwerpunktsenergie von 13 TeV werden sich in der Zukunft so neue Aussagen über die Eigenschaften des Higgs-Bosons machen lassen. Denn viele Fragen sind noch zu klären: Ist das Higgs-Teilchen elementar oder ist es ein aus anderen Bausteinen zusammengesetztes Teilchen? Ist es das Higgs-Teilchen des Standardmodells oder gibt es noch weitere, schwerere Higgs-artige Teilchen, wie sie zum Beispiel die Theorie der Supersymmetrie vorhergesagt? All das könnte einen messbaren Einfluss auf den Streuprozess von massiven Eichbosonen haben.
Die Ergebnisse der Analyse der ATLAS-Daten bei einer Schwerpunktsenergie von 8 TeV wurden Ende März in einem Konferenzbericht ATLAS-CONF-2014-013 (http://cds.cern.ch/record/1690282) öffentlich gemacht und auf der Konferenz “Rencontres de Moriond – QCD and High Energy Interactions” sowie bei der Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Mainz vorgestellt.
 
An der Analyse waren die folgenden Diplomanden, Doktoranden und Postdoktoranden aus Deutschland beteiligt:
Philipp Anger1, Christian Gumpert1, Constanze Hasterok1* , Ulrike Schnoor1, Felix Socher1, Anja Vest1.
 
1 Technische Universität Dresden, Institut für Kern und Teilchenphysik
1* jetzt: Max-Planck-Institut für Kernphysik, Heidelberg

 

Newsflash_2014.04_WW_scattering

 

ATLAS Thesis Award 2013 für Kristof Schmieden

Auf dem ATLAS-Kollaborationstreffen im Februar 2014 wurde Kristof Schmieden als einer von fünf Preisträgern mit dem ATLAS Thesis Award ausgezeichnet. Mit diesem Preis werden herausragende Doktorarbeiten in der Analyse physikalischer Fragestellungen oder zu wichtigen Beiträgen beim Betrieb und Verständnis des ATLAS-Detektors ausgezeichnet. Eingegangen waren 35 Nominierungen.

Kristof Schmieden

Kristof Schmieden hat seine Doktorarbeit mit dem Titel "Measurement of the Weak Mixing Angle and the Spin of the Gluon from Angular Distributions in the Reaction pp → Z + → μ μ + X with ATLAS" an der Universität Bonn in der Gruppe von Prof. Norbert Wermes erstellt. Seit 2013 ist er CERN Fellow und arbeitet zur Zeit in ATLAS zum Themenbereich "Higgs-Properties" im H → γ γ Kanal.

Im Rahmen seiner Doktorarbeit führte Kristof Schmieden eine Messung des schwachen Mischungswinkels sin2  θw  aus der Vorwärts-Rückwärts-Asymmetrie von Myonen aus dem Zerfall des Z0-Bosons durch. Darüber hinaus beinhaltet die Dissertation eine Analyse der vollen doppelt differentiellen Winkelverteilung, die auf den Spin des Gluons im Anfangszustand der Reaktion sensitiv ist (Lam-Tung-Relation).  Zusammen mit der Analyse im Elektron-Kanal wird das Ergebnis zur Zeit von ATLAS veröffentlicht (http://cds.cern.ch/record/1544035).

Im Rahmen seiner Promotion hat Herr Schmieden neben den oben erwähnten Messungen weitere signifikante Beiträge zu wichtigen Bereichen des ATLAS Experiments aufzuweisen: zur DSP-basierten Kalibrierung und zum Betrieb des ATLAS  Pixeldetektors sowie Beiträge zu den ATLAS Veröffentlichungen "Z-Production cross section measurement" (JHEP 12, 2010, 1-65) und "Measurement of the transverse momentum distribution of Z/γ bosons in proton-proton collisions at √s =7 TeV with the ATLAS detector" (Phys.Lett. B705 (2011) 415-434). Auch eine knifflige systematische Dejustierung des Innendetektors (weak modes) und der Endcap-Kalorimeter-Koordinaten in der Monte-Carlo-Simulation wurden im Rahmen seiner Promotionsanalyse aufgedeckt.

Außerhalb der Physik spielt Kristof Schmieden Klavier und Kirchenorgel und fliegt Segelflugzeuge.

Kristof Schmieden erhält diesen Preis zusammen mit den Doktoranden John Alison, University of Pennsylvania, Teng-Jian Khoo, University of Cambridge, Julien Maurer, Aix-Marseille University and Centre de Physique des Particules de Marseille (CPPM) und Christopher J. Meyer, University of Chicago.

Newsflash_Thesis_Award_2013_Kristof_Schmieden.pdf

 

ATLAS egamma Workshop in Mainz (3. bis 7. Juni 2013)

Der jährlich stattfindende Workshop der "egamma" Combined Performance-Gruppe des ATLAS-Experiments wurde in der Woche vom 3. bis 7. Juni von der ATLAS-Gruppe der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (durch Dr. F. Ellinghaus und Prof. Dr. S. Tapprogge) organisiert und fand im nahe bei Mainz gelegenen Schloss Waldthausen statt. Rund 80 Physiker des ATLAS-Experiments, hierunter viele Experten der Rekonstruktion, Identifikation und präzisen Vermessung von Elektronen und Photonen aus der ganzen Welt, trafen sich dort. Elektronen und Photonen sind zentrale Signaturen des ATLAS-Experiments, die in fast allen Physikmessungen (Entdeckung des Higgs-Bosons, Suche nach Signaturen Neuer Physik sowie auch bei Präzisionsmessungen) eine entscheidende Rolle spielen.

Workshop-Foto vor der Kulisse von Schloss Waldthausen

Ziele des Workshops waren unter anderem ein kritischer Rückblick auf die bisherige Datennahme ("Run 1" des LHC) und die Aufstellung endgültiger Richtlinien für die optimale Nutzung dieser Signaturen in den abschließenden Veröffentlichungen von ATLAS für diese Datennahmeperiode. Darüber hinaus sollte mit diesem Workshop die Vorbereitung in der egamma-Gruppe auf die Datennahme ab dem Jahr 2015 initiiert werden, bei der durch die erhöhte Luminosität (wie auch durch die höhere Schwerpunktsenergie) die Herausforderungen durch die sehr hohe Anzahl gleichzeitig auftretender inelastischer Proton-Proton-Kollisionen ("pile-up") nochmals deutlich erhöht  werden.

Das Programm des Workshops umfasste mehr als 60 Vorträge, denen intensive Diskussionen in den Sitzungen wie auch in den Pausen folgten. Hierbei wurden die endgültigen Empfehlungen der Arbeitsgruppe für die Analyse der Daten aus dem Jahr 2012 fast fertiggestellt; es fehlt vor allem noch die sorgfältige Dokumentation. Für die Weiterentwicklung der Werkzeuge wurden ein konkreter Zeitplan zum Übergang von "Run 1" zu "Run 2" aufgestellt und die hierfür notwendigen Anforderungen klar definiert. Die kommenden eineinhalb Jahre vor dem Beginn der erneuten Datennahme stellen eine besondere Herausforderung dar, da die verfügbaren Ressourcen begrenzt sind.

Blick vom Niederwalddenkmal

Trotz des straffen und gut strukturierten Tagungsprogramms blieb an zwei Abenden für die Teilnehmer Zeit, die Stadt Mainz und auch die Umgebung - den Rheingau mit dem Beginn des Mittelrheintals - bei strahlendem Sonnenschein zu erkunden.

F. Ellinghaus / S. Tapprogge / M. Schröder

Newsflash_ATLAS_egamma_Workshop_Mainz.pdf

 

Dr. Peter Jenni: Gastwissenschaftler an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg seit Mai 2013

Der frühere, langjährige Sprecher der ATLAS-Kollaboration, einer der Preisträger des diesjährigen High Energy and Particle Physics Prize der Europäischen Physikalischen Gesellschaft sowie des Special Fundamental Physics Prize, Peter Jenni, setzt nach der Pensionierung seine Forschungsarbeit am ATLAS-Experiment als Gastwissenschaftler an der Universität Freiburg fort.

Dr. Peter Jenni

Der Schweizer Teilchenphysiker, Peter Jenni, geboren 1948, schloss sein Physik-Studium 1973 an der Universität Bern und seine Dissertation 1976 an der ETH Zürich ab.

Peter Jenni wirkte schon seit 1972 an CERN-Experimenten mit: am Synchrozyklotron (1972-73), am Proton Synchrotron (1974-76) und an den Intersecting Storage Rings (ISR) (1976-77). In den Jahren 1978 und 1979 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Stanford Linear Accelerator Center (SLAC). Danach, im Jahr 1980, wurde er Mitarbeiter am CERN und beteiligte sich maßgeblich am UA2-Experiment am Super Proton Synchrotron, in dem - zusammen mit dem UA1-Experiment - im Jahr 1983 die W- und Z-Bosonen entdeckt wurden.

Sein Hauptinteresse widmete er seit Ende der 1980er Jahre dem Large Hadron Collider (LHC). So initiierte er die erste Proto-Kollaboration, aus der 1992 nach dem Zusammenschluss mit einer anderen Protokollaboration ATLAS hervorging. Nach formaler Genehmigung des ATLAS-Projekts (heute: etwa 3200 Wissenschaftler in 177 Institutionen in 38 Ländern) wurde er 1995 als dessen Sprecher gewählt und blieb langjährig - während der gesamten Konzept- und Bauphase des Detektors - in dieser Position, bis er im Februar 2009 die Leitung abgab. Seine Nachfolgerin wurde Fabiola Gianotti.

Peter Jenni gilt als einer der Gründungsväter von ATLAS. Neben seinen Beiträgen als Physiker hat er sich auch besonders darum bemüht, dass die Kollaboration zu der harmonischen, weltweiten wissenschaftlichen Gemeinschaft angewachsen ist, wie wir sie heute kennen. Wesentlich für den Erfolg von ATLAS waren auch seine Beiträge, die Finanzierung des Projektes mit allen Partnern sicherzustellen.

Peter Jenni meint: „Ich freue mich sehr, dass ich mit der Freiburger ATLAS-Gruppe und dem FSP-ATLAS auch weiterhin an diesem fantastischen Experiment mitarbeiten kann. Keine Frage, und davon bin ich überzeugt, der LHC und ATLAS können noch viele aufregende Physikresultate bringen. Wir sind ja erst ganz am Anfang der großen Entdeckungsreise ins Neuland der Teilchenphysik.“

Peter Jenni erhielt bzw. teilte sich neben den jüngst gewonnenen Preisen weitere Auszeichnungen: den Schweizer Heinrich-Greinacher-Preis (1998), 1999 die Goldmedaille der Fakultät für Mathematik und Physik der Comenius Universität Bratislava, Slowakische Republik, 2001 die “Memorial Silver Medal“ der Karls-Universität Prag, Tschechische Republik, die “Ernst Mach Honorary Medal of the Czech Academy of Sciences” (2012) und den Julius-Wess-Award vom KIT Karlsruhe (2013).

Marianne Schröder

Newsflash_Peter_Jenni.pdf

 

ATLAS und CMS erhalten prestigeträchtigen EPS HEPP-Preis

Der High Energy and Particle Physics Prize der Europäischen Physikalischen Gesellschaft wurde an die Forscherteams der Teilchenphysik-Experimente ATLAS und CMS verliehen. Die Kollaborationen erhalten den Preis zusammen mit ihren Sprechern Michel Della Negra (Imperial College London), Peter Jenni (CERN und Universität Freiburg) und Tejinder Virdee (Imperial College London) für die Entdeckung eines neuen schweren Teilchens mit den Eigenschaften des langgesuchten Higgs-Teilchens.

Ein Higgs im CMS-Detektor. Die gestrichelten gelben Linien und die grünen Kegel zeigen jeweils ein Photon. So würde also ein Higgs-Zerfall in zwei Photonen aussehen. Foto:CERN

Karl Jakobs, Sprecher der deutschen ATLAS-Gruppen: „Die Entdeckung des Higgs-Teilchens durch die beiden Experimente ATLAS und CMS stellt einen sensationellen wissenschaftlichen Durchbruch dar. Mit diesem Preis werden zeitnah die Leistungen der Sprecher der Experimente und der vielen Physiker und Ingenieure, die an dieser Entdeckung Anteil haben, gewürdigt.“

Am 4. Juli 2012 hatten die beiden internationalen Forscherteams von ATLAS und CMS die Entdeckung eines Higgs-Teilchens bekannt gegeben. Nach diesem Teilchen hatten Wissenschaftler seit mehr als 40 Jahren intensiv gesucht - es ist das letzte fehlende Puzzlestück im sogenannten Standardmodell der Teilchenphysik. Das von Peter Higgs und anderen theoretischen Physikern 1964 eingeführte Higgs-Feld, das mit diesem Teilchen verbunden ist, durchdringt das ganze Universum und soll elementaren Teilchen ihre Masse verleihen.

Achim Stahl, Sprecher der deutschen CMS-Gruppen: „Die Entdeckung des Higgs-Teilchens ist das Ergebnis jahrzehntelanger Vorbereitung. Hunderte von Physikern, Ingenieuren und Technikern aus Deutschland sind und waren daran beteiligt, von der Entwicklung, dem Aufbau und dem Betrieb der Experimente bis zum Aufspüren der Higgs-Teilchen in einer riesigen Menge Daten. Jeder einzelne hat seinen Beitrag geleistet und darf diesen Preis als persönliche Ehrung empfinden.“

Der High Energy and Particle Physics Prize wird für herausragende Beiträge zur Elementarteilchenphysik vergeben. Die Preisverleihung findet auf der Konferenz EPS-HEP 2013 am 22. Juli in Stockholm statt.

Mit der Entdeckung des Higgs-Teilchens beginnt eine neue Ära der Teilchenphysik. Trotz seines enormen Erfolges kann das Standardmodell der Teilchenphysik nur einen kleinen Teil des Universums erklären. Der Großteil der Masse des Universums scheint aus dunkler Materie zu bestehen, die in diesem Modell nicht enthalten ist. Viele Erweiterungen versuchen auch die dunkle Materie zu erklären und benötigen dazu neue Teilchen. Die Entdeckung könnte sich einst als der Anfang eines noch spannenderen Kapitels der Teilchenphysik herausstellen.

Vier Elektronen im ATLAS-Detektor. Dies könnte ein Higgs gewesen sein, dass in zwei Z-Teilchen zerfallen ist, die dann wiederum in Elektronen zerfallen sind. Foto:CERN

Mehr als 700 deutsche Wissenschaftler sind an den LHC-Experimenten ATLAS und CMS beteiligt, davon etwa 400 Nachwuchswissenschaftler. Wesentliche Teile beider Detektoren wurden in Deutschland entwickelt und gebaut. Deutsche Wissenschaftler trugen maßgeblich zur Higgs-Entdeckung sowie zum Betrieb der Experimente bei. Unter deutscher Federführung wurden und werden Detektortechnologien entwickelt, die sich weit über die Teilchenphysik hinaus einsetzten lassen.

Forschergruppen an 16 Universitäten, dem Max-Planck-Institut für Physik in München und den beiden Helmholtz-Forschungszentren DESY und KIT arbeiten gemeinsam an den beiden Experimenten. Sie werden insbesondere durch die BMBF-Forschungsschwerpunkte FSP-101 (ATLAS) und FSP-102 (CMS) im Rahmen der Verbundforschung gefördert. Darüberhinaus arbeiten sie in der Helmholtz-Allianz „Physik an der Teraskala“ zusammen.

ATLAS UND CMS ERHALTEN PRESTIGETRÄCHTIGEN EPS HEPP-PREIS

 

 



 
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